Auffallend häufiger Harndrang sowie Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen weisen auf eine Harnwegsinfektion hin.

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Harnwegsinfektionen (allgemein)

Neben den Infekten der Atemwege zählen Harnwegsinfektionen zu den häufigsten Infektionen überhaupt. Empfindlich für Infektionen sind alle Abschnitte der Harnwege. Die oberen Harnwege umfassen die Nierenkelche, das Nierenbecken und die Harnleiter. Der in den Nieren produzierte Harn wird im Nierenbecken gesammelt und über den Harnleiter in die Harnblase transportiert. Dort wird er gespeichert und bei einem bestimmten Volumen willkürlich entleert. Über die Harnröhre verlässt der Urin den Körper.

Man unterscheidet

  • Harnröhrenentzündung (Urethritis): auf die vorderen Abschnitte der Harnröhre beschränkte Entzündung
  • Blasenentzündung (Cystitis): Entzündung der Harnblase
  • Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis): Nierenbecken und dazugehöriges Bindegewebe sind entzündet

Frauen, vor allem junge Frauen, sind etwa viermal häufiger von Harnwegsinfektionen betroffen als Männer. So weisen von 100 Frauen etwa 5 eine Harnwegsentzündung auf. Besonders häufig entsteht eine Blasenentzündung auch bei Diabetikern und in der Schwangerschaft. Bei älteren Frauen kommt häufiger eine asymptomatische Bakteriurie vor. Dabei lassen sich Bakterien im Urin nachweisen, es finden sich aber keine Entzündungszeichen. Die Betroffenen haben auch keine Beschwerden und keine Entzündungszellen im Urin. Die asymptomatische Bakteriurie muss in der Regel nicht behandelt werden (Ausnahme: Schwangerschaft).

Ursachen und Risikofaktoren

Ursache einer Harnwegsinfektion sind in der Regel Bakterien, selten auch Pilze oder Viren. Aber auch Eingriffe an den Harnwegen, z.B. durch das Katheterisieren der Harnblase, können zu einer Infektion führen. Laut EAU (European Association of Urology) entwickeln bis zu 25 Prozent der Menschen eine Infektion, die über eine Woche einen Blasenkatheter tragen müssen. Deshalb ist hier eine besonders sorgfältige Hygiene notwendig. Weitere Ursachen sind z. B.

  • Hygieneverhalten (Wischrichtung bei der Reinigung nach dem Stuhlgang)
  • Antibiotikagebrauch
  • sexuelle Aktivität
  • Benutzung von Kondomen, Diaphragmen und Spermiziden
  • Hormonstatus (z.B. in den Wechseljahren)
  • unzureichende Blasenentleerung durch Schwäche der Beckenmuskulatur

Mögliche Beschwerden bei Nieren- und Harnwegsentzündungen

Eine Harnblasenentzündung äußert sich mit folgenden Symptomen:

  • allgemeines Krankheitsgefühl (wie bei Grippe)
  • Fieber, Schüttelfrost
  • Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen
  • häufiger Harndrang mit nur geringen Harnmengen
  • erschwerte Blasenentleerung
  • Blutbeimengungen im Urin
  • Genitalschmerzen

Schreitet die Harnblaseninfektion zur Nierenbeckenentzündung fort, kommen hohes Fieber, Schmerzen in der Nierengegend und ein schweres Krankheitsgefühl dazu. Neben den typischen Symptomen wird die Diagnosestellung durch eine hinreichend hohe Zahl von Bakterien im Urin gesichert.

Die Harnwegsentzündung kann mit oder auch ohne Beschwerden ablaufen. Meist wird sie dann nur entdeckt, wenn man eine Urinprobe für eine Kontrolluntersuchung abgibt. Die Diagnose Harnwegsinfekt kann vom Hausarzt mittels eines Urinteststreifens gestellt werden, der Entzündungszellen und das von Bakterien gebildete Nitrit nachweist. Mit einer kleinen Urinmenge wird eine Kultur angelegt, um den Keim bestimmen zu können. Bei Verdacht auf Nierenbeckenentzündung wird zusätzlich eine Ultraschalluntersuchung gemacht, um einen Urin-Rückstau auszuschließen.

Bei häufigen Blasen- oder Nierenbeckenentzündungen kann auch eine Fehlbildung der Harnwege vorliegen. Insbesondere gilt dies für Männer, die normalerweise durch ihre viel längere Harnröhre relativ gut vor Harnwegsinfekten geschützt sind.

Die Therapie: abhängig von der Schwere der Erkrankung

Jede Harnwegsinfektion muss schnell und gründlich behandelt werden, weil ansonsten die Gefahr eines Aufsteigens der Infektion in die Nieren besteht. Bei einer einfachen Blasenentzündung genügt meist eine kurze Therapie mit einem Antibiotikum, bei schweren Fällen, zum Beispiel bei Diabetikern oder einer Mitbeteiligung des Nierenbeckens, entsprechend länger.

  • leichter Harnwegsinfekt: viel trinken, Blase häufig entleeren, Wärmflasche auf dem Unterbauch, Antibiotikatherapie für drei Tage
  • komplizierte Entzündungen mit Beteiligung des Nierenbeckens: Antibiotikatherapie meist bis zu zehn Tage, häufig ist sicherheitshalber die Einweisung in ein Krankenhaus angezeigt
  • wiederkehrende Blasenentzündungen: urologische Untersuchung zur Feststellung der Ursache

Ein Viertel aller Frauen leidet an wiederkehrenden Harnwegsinfektionen. Am häufigsten betroffen sind die über 50-jährigen, doch erhöht auch die Einnahme mancher Antibabypillen das Risiko. Mögliche Risikofaktoren für wiederkehrende (rezidivierende) Harnwegsinfektionen sind beispielsweise:

  • Prostatavergrößerungen beim Mann
  • Häufigkeit der Sexualkontakte, besonders neue Sexualpartner
  • Östrogenmangel - Veränderungen der Schleimhautflora in der Vagina bei Frauen in und nach den Wechseljahren
  • Harnwegsinfektionen vor dem 15. Lebensjahr bei jungen Frauen
  • unzureichende Blasenentleerung auf Grund schwacher oder gelähmter Beckenmuskulatur

Als Vorbeugung werden empfohlen:

  • 2-3 Liter pro Tag trinken
  • regelmäßige Blasenentleerung, bei Frauen vor allem nach dem Geschlechtsverkehr
  • Intimsprays, Scheidenspülungen, Diaphragmen und spermienabtötende Cremes vermeiden. Sie behindern das Wachstum der normalen Bakterienflora und fördern das Wachstum von Keimen.
  • Blasen- und Nierentees wirken nur bedingt. Studien zufolge kann der Saft der amerikanischen Cranberry die Zahl der Harnwegsinfektionen senken.

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